Johannes Farfsing - Thank God For Mental Illness

Mit Transient Bodies erkundet Johannes Farfsing, wie musikalische Qualitäten wie Rhythmus, Tonfolge und emotionale Direktheit in visuelle Skulpturen übersetzt werden können. Inspiriert von der Direktheit der Musik, untersucht die Serie eine Haltung gegenüber der Kunstproduktion, die von vielen Musiker:innen geteilt wird: „Ich muss meine Musik nicht erklären – entweder man mag sie oder man mag sie nicht.“ Diese Suche nach menschlicher Verbindung und innewohnender Bedeutung wird zu einem Mantra, das durch die gesamte Serie wiederholt – und aufgegriffen – wird. Kann die Direktheit, die Musik so kraftvoll hervorrufen kann, in ein visuelles Medium übersetzt werden? Kann ein Objekt und seine intrinsische Natur wirklich „gehört“ werden, ohne dass es erklärt wird? Kann eine Skulptur wie ein Lied wirken, mit ihrer Komposition, Atmosphäre, Raum, Reibung, Spannung? Diese Fragen bilden die konzeptionelle Grundlage der Praxis. Transient Bodies besteht aus fünf Skulpturen, die aus Komponenten historischer Klaviere abgeleitet sind. Ausgehend von der Geschichte, Resonanz und der verborgenen Präsenz des Klaviergehäuses, ist jedes Werk aus poliertem Klavierholz und Furnier gefertigt und in eine anamorphe Hülle geformt, ein Gefäß der Erinnerung. Auf einer Seite rahmt jedes Werk ein Gemälde. Das mit Vintage-Burberry-Jacken und Levi’s 501-Jeans verwobene Leinwandbild zeigt nächtliche Konzertszenerien, die mit Transferdruck und Ölmalerei dargestellt sind. Die Bilder sind Momente, biografisch – temporär, aber unspezifisch – in all ihrer Präsenz und Abwesenheit, Klang und Stille, Lesbarkeit und Vergänglichkeit. Jedes Werk schlägt eine äußere Form vor, die auf ein inneres Leben hindeutet, verborgen, dennoch spürbar und bereit, erfahren zu werden. Und auf Rädern ruhend, ist es mobil, bleibt in Bewegung, wandernd, rhythmisch.

Johannes Farfsing
Thank God For Mental Illness (2024)
Jeans (Fundobjekt) und verbrannter Holzrahmen
64 x 34 cm